Musik – Religion – Gender

Öffentliche Ringvorlesung des Musikwissenschaftlichen Seminars Detmold/Paderborn

Sommersemester 2024

Musik diente in vielen Religionen auch dazu,  Geschlechterunterschiede herzustellen. Sing- und Musizierverbote für Frauen etwa sind kein Phänomen des radikalen Islam, sondern prägten jahrhundertelang auch die christliche Kirche. Und wenn in der Barockmusik Gott mit denselben musikalischen Mitteln verherrlicht wird wie weltliche Fürsten – mit Pauken und Trompeten – , so wird damit auch ein patriarchalisches Gottesbild etabliert und bis heute reproduziert. Auf der anderen Seite können gerade im Singen und Musizieren Befreiung und Selbstermächtigung performativ hergestellt und erlebt werden. In der Ringvorlesung werden verschiedene Aspekte der Thematik behandelt – von komponierenden Nonnen des Barock bis zu ›Guitar Gods‹ der Rockmusik, von mittelalterlichen Singverboten bis hin zur Nutzung digitaler Medien im orthodoxen Judentum.


Alle Interessierten sind herzlich eingeladen!

Ort und Zeit:

Kuppelsaal der Hochschule für Musik Detmold
Willi-Hofmann-Straße 5
32756 Detmold

jeweils mittwochs, 18:15–19:45 Uhr

Programm

10. April
PROF. DR. REBECCA GROTJAHN (DETMOLD/PADERBORN): »Er stößt die Gewaltigen vom Stuhl«. Selbstermächtigung und Entmachtung, Aneignung und Enteignung in Vertonungen des Magnificats

24. April
DR. MARTIN LOESER (GREIFSWALD): Religion, Galanterie und Geschlecht in der Frühaufklärung am Beispiel der geistlichen Musik von Reinhard Keiser

8. Mai
DR. JESSICA RODA (WASHINGTON): For Women and Girls Only. Reshaping Jewish Orthodoxy through the Arts in the Digital Age

22. Mai
PROF. DR. CORNELIA BARTSCH (HAMBURG): »Was ist der Mensch?« – Musik als interreligiöse Sprache bei Fanny Hensel und Felix Mendelssohn Bartholdy

5. Juni
ASS.-PROF. DR. ANKE CHARTON (WIEN): Zwischen Paulus und Cäcilia: Glaube, Gesang und Geschlechterdifferenz

19. Juni
PROF. DR. GUNDELA BOBETH (DÜSSELDORF): Volo Jesum, amo Christum: Religiöse Intensität in Text und Musik bei Isabella Leonarda (1620 –1704)

3. Juli
DR. SARAH SCHAUBERGER (BREMEN): Guitar Gods. Zur Geschlechtermythologie der E-Gitarre