Geschichte des Musikwissenschaftlichen Seminars Detmold/Paderborn

Die Hochschule für Musik Detmold wurde 1946 als Nordwestdeutsche Musikakademie gegründet. Seitdem wird Musikwissenschaft/Musikgeschichte als Teil der künstlerischen und musikpädagogischen Studiengänge an der Hochschule gelehrt.

Da damals Musikhochschulen grundsätzlich kein Promotionsrecht hatten, wurden Anfang der siebziger Jahre Möglichkeiten sondiert, in Detmold eine akademische Musikwissenschaft zu etablieren. Als Weg dahin bot sich eine Kooperation mit einer der benachbarten jungen Universitäten an. Zunächst wurde die Universität Bielefeld ins Auge gefasst, ab 1974 fanden dann Gespräche mit der zwei Jahre zuvor gegründeten Gesamthochschule Paderborn statt. Im April 1976 wurde ein erster Kooperationsvertrag zwischen den damaligen Rektoren Martin Stephani (Hochschule für Musik Detmold) und Friedrich Buttler (Gesamthochschule Paderborn) unterzeichnet, und Ende desselben Jahres entschieden die Paderborner Gremien, einen Studiengang Musikwissenschaft einzuführen. Am 13. Oktober 1977 folgte der Beschluss, in Detmold eine selbstständige Einrichtung für die Musikwissenschaft ins Leben zu rufen, in der die Professoren für Musikwissenschaft vor Ort, Arno Forchert, Gerhard Allroggen und Klaus Rönnau (der als erster der in Detmold Lehrenden bereits in Paderborn angestellt war), zu einem dreiköpfigen Kollegium vereint wurden. Mit einer Vorlesung von Arno Forchert wurde der neue Studiengang Musikwissenschaft im Frühjahr 1978 eröffnet.

Anfang 1991 wurde per Ministeriumserlass das Musikwissenschaftliche Seminar als gemeinsame Einrichtung der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold institutionalisiert. Bis heute gilt die damals getroffene Vereinbarung, dass das wissenschaftliche Personal dienstrechtlich in Paderborn und das nichtwissenschaftliche in Detmold beheimatet ist. Sitz des Seminars ist Detmold, und die Musikhochschule stellt das Gebäude und die Einrichtung. Die Kosten der Bibliothek werden zu gleichen Teilen von der Universität Paderborn und der Hochschule für Musik Detmold getragen.

Zunächst untergebracht im Haus Allee 20, bezog das Seminar im Jahre 1995 eine der schönsten Villen Detmolds in der Gartenstraße 20. Dort sind nicht nur die Dienstzimmer der Lehrenden untergebracht, sondern auch Arbeitsräume für die Studierenden und eine umfangreiche Präsenzbibliothek.

In der Zeit seines Bestehens hat das Seminar zahlreiche Absolventen hervorgebracht, darunter 29 Promovierte und zwei Habilitierte. Nicht weniger als fünf ehemalige Detmolder Doktoranden tragen inzwischen einen Professorentitel, viele andere sind als Mitarbeiter an Universitäten und Forschungseinrichtungen tätig. Das Seminar selbst ist Sitz mehrerer Forschungsprojekte und gilt insbesondere im Bereich der Musikedition als erste Adresse (DFG-Forschungsprojekt zur digitalen Musikedition Edirom, Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe). Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Musikästhetik und -philosophie der Romantik. Mit der erstmaligen Besetzung der Professur für musikwissenschaftliche Genderforschung durch Beatrix Borchard im Jahre 2001 kam die Frauen- und Geschlechterforschung als wichtiger Bereich hinzu.

Im Zuge der Umsetzung des Bologna-Prozesses wurden zum Wintersemester 2007/2008 drei neue Studiengänge eingeführt: der Bachelor Musikwissenschaft, der Zwei-Fach-Bachelor Kulturwissenschaften mit Musikwissenschaft als einem der beiden Fächer und der Master Musikwissenschaft. Die Umstellung der Studiengänge vom Magisterabschluss auf die Bachelor/Masterabschlüsse wurde als Chance genutzt, etwas völlig Neues auszuprobieren – die Studierenden des Bachelorstudiengangs Musikwissenschaft erhalten Unterricht in einem Instrument oder Gesang – und somit den Zusammenhang zwischen Kunst und Wissenschaft – Hochschule und Universität weiter zu stärken.

Mehr Informationen zur Geschichte des Seminars sind im Artikel „Dreißig  Jahre Musikwissenschaft in Detmold“ enthalten, der hier zur Ansicht bereit steht:
Prof. Dr. Rebecca Grotjahn: „Dreißig Jahre Musikwissenschaft in Detmold“, in: ad notam, Jahrbuch der Hochschule für Musik Detmold 06/07, hg. von der Hochschule für Musik Detmold in Verbindung mit der „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Hochschule für Musik Detmold e.V.“, Detmold 2007, S. 78–81.