Susanne Rode-Breymann (Nürnberg)
Krieg, Sieg und Frieden in der Oper am Habsburger Kaiserhof
„Umb Fried zu gewissen / Pfleget man Kriege zu beginnen; Dann deß Krieges Gegenstand ist allein der Friede“, heißt es 1686 in der Introduttione d’un balletto La Grotta di Vulcano, in der der „Frieden“ und der „Krieg“, der „Nutz des Friedens“ und der „Nutz des Krieges“ über ihre Perspektiven und Verdienste debattieren. Aus Sicht des Friedens lässt sich durch „Waffen in der Faust“ der Frieden erhalten, der Krieg fordert weitere Waffen unter Verweis auf „deß laut erschallenden Krieges stettes Ruffen“.
Krieg gehörte im 17. Jahrhundert zur Alltagswirklichkeit des Wiener Kaiserhofes: Leopold I. regierte 47 Jahre, davon waren 33 Kriegsjahre. Mit der Belagerung Wiens durch die Türken 1683 wurde die Bedrohung durch den Krieg zur unmittelbaren Daseinserfahrung, die im Musiktheater thematisiert wurde: Krieg ist aus den Libretti als Beschreibung historischer Tatsachen nicht wegzudenken, wird aber auf der Bühne im Grunde nicht gezeigt wird. Dies lässt Rückschlüsse auf Kaiser Leopolds Herrschaftskonzept zu, der seinen Erfolg als Herrscher nicht von seinem kriegerischen Ruhm her legitimierte, sondern seinen politischen Führungsanspruch in der Rolle des Friedensstifters einlösen wollte. Folglich sind Friede, Harmonie und gute Herrschaft zentrale Themen in den Opern am Habsburger Kaiserhof, die die Strategien der Herrscherlegitimierung sowie die Tugendideologie für Männer und Frauen wie in einem Brennglas sichtbar machen.