Vor zwanzig Jahren formulierte Jörg Widmann (*1973), dass es in der heutigen Welt nicht mehr möglich sei, die Worte «et in terra pax» zu vertonen. In seiner Anfang dieses Jahrs in der Elbphilharmonie uraufgeführten Cantata in tempore belli (2024) stehen sie jedoch ganz bewusst am Ende der Komposition und das Werk soll ausdrücklich als «Plädoyer für den Frieden» verstanden werden. Dirigent der Konzerte – u.a. mit der Kiewer Lyatoshynsky Capella – war Kent Nagano, für den Widmann zum Hamburger Amtsantritt bereits ein Werk geschrieben hatte: Zur Eröffnung der Elbphilharmonie hob er das Oratorium Arche (2016) aus der Taufe, in dem der Komponist einen Bogen von der Erschaffung der Welt bis zu Untergangsszenarien zeichnet. Am Ende steht mit einem «Dona nobis pacem» jedoch die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft, für die die Menschheit allerdings in die Pflicht genommen wird, denn «es sind ja wir, die Kriege auslösen und fortführen, nicht Gott».
Im Vortrag soll anhand von verschiedenen Kompositionen Jörg Widmanns gezeigt werden, wie die Utopie eines Friedens auf Erden auf diverse Arten beleuchtet wird. Scheinen seine früheren Kompositionen auf den ersten Blick apolitisch, kann die Beschäftigung mit Krieg und Frieden jedoch als roter Faden seit 1993 durch sein Werk führen. Neben den oben genannten Werken sollen daher auch Schlaglichter auf seine orchestrale Messe (2005) und die Oper Babylon (2012; 2018) geworfen werden.
Dr. Florian Besthorn ist Direktor der Paul Sacher Stiftung in Basel.
Öffentlicher Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung “Musik und Frieden”
Mittwoch, 15. Oktober 2025, 18:15 Uhr
Kuppelsaal der HfM Detmold (Willi-Hofmann-Straße 5)
Eintritt frei