Ant­je Tu­mat: Klang­wel­ten um Gret­chen und Me­phi­s­to in Mu­si­ken zu Goe­thes Faust I

Klangwelten um Gretchen und Mephisto in Musiken zu Goethes Faust I

Abstract

Goethes Neugestaltung des Faust-Stoffes führte dazu, dass dieser wie kein zweites literarisches Sujet im 19. Jahrhundert die europäischen Opernbühnen eroberte; auch Komponisten wie Hector Berlioz, Franz Liszt, Robert Schumann oder Richard Wagner setzten sich in ihren symphonisch-oratorischen Formexperimenten mit Faust auseinander. Ein Grund für die großflächige musikalische Rezeption gerade von Goethes Drama liegt in seiner Anlage, in der außergewöhnlich viele Szenen nach Musik verlangen. Weniger bekannt als die oben genannten Vertonungen von kanonisierten Komponisten sind die vielen Schauspielmusiken des 19. Jahrhunderts, die von Anbeginn zu Inszenierungen von Faust I erklangen. In dem Vortrag wird die Einbettung von mit Diabolischem assoziierten Klängen in verschiedenen Schauspielmusiken und symphonischen Konzepten zu Faust I diskutiert. Gleichzeitig zeigt sich, dass die musikalische Ausgestaltung der Welt um Mephistopheles als Teil der teuflischen Zauber- und Geistersphäre im 19. Jahrhundert nicht ohne die religiöse Gegenwelt um Margarete auskommt, die ihrerseits musikalisch zumeist den größten Raum einnimmt.

Der Vortrag wird durch Live-Musik ergänzt: Teile der bisher nicht eingespielten Schauspielmusiken von Peter von Lindpaintner und Eduard Lassen werden von Pia Buchert (Gesang) und Timur Osmanov (Klavier) dargeboten.

 Biographien:

Prof. Dr. Antje Tumat, seit 2018 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität Paderborn/HfM Detmold. Promotion über Henzes Prinz von Homburg (Ruprecht-Karls-Preis der Universität Heidelberg, Walter-Witzenmann-Preis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften), Habilitation über Musik und Sprache in Schauspielmusiken des 19. Jahrhunderts, 2016 Ablehnung eines Rufs nach Greifswald. Seit 2021 Leitung der digitalen Henze-Briefausgabe und der Carl Maria von Weber-Gesamtausgabe, Veröffentlichungen zur Frühen Neuzeit und zur Musik des 18. bis 21. Jahrhunderts.

Die Würzburger Mezzosopranistin Pia Viola Buchert absolvierte ihr Gesangsstudium bei Prof. Lars Woldt an der Hochschule für Musik Detmold, der Hochschule für Musik und Theater München, sowie an der Theaterakademie August Everding. Bereits in ihrem Studium war sie Deutschlandstipendiatin und Stipendiatin bei Yehudi Menuhin Live Music Now München und dem Deutschen Musikrat.
Schwerpunkt Ihres künstlerischen Schaffens ist die Kammermusik. Ihrer Liebe zum Liedgesang geht Sie in verschieden Ensembles z.B. mit der Pianistin Tatjana Dravenau oder der Harfenistin Jenny Meyer nach. Liederabende führten Sie in die Philharmonie Essen, das Orchesterzentrum Dortmund und das Robert-Schumann-Haus Zwickau. Als Solistin ist Sie zudem regelmäßig bei Ensembles Alter und Neuer Musik zu Gast, darunter das Ensemble Horizonte, das Bremer Barockorchester, das Telemannische Collegium Michaelstein und sowie auf Festivals wie den Haller Bachtagen, Musik 21, der Münchner Biennale oder dem Hörfest Neue Musik.
Ihre Opern- und Konzerttätigkeit umfasst zahlreiche Auftritte mit Klangkörpern wie dem Münchner Rundfunkorchester, dem Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz, der Nordwestdeutschen Philharmonie, dem Detmolder Kammerorchester, und dem Barockorchestern Accademia di Monaco. Dabei arbeitete Sie mit Dirigenten wie Ulf Schirmer, Ernst Theis, Paul Goodwin und Eva Pons.
Das breit gefächerte künstlerische Schaffen der Mezzosopranistin ist in zahlreichen CD Aufnahmen und Rundfunkeinspielungen dokumentiert.

Timur Osmanov ist Preisträger der internationalen Musikwettbewerben und Festivalen von Mira Evtich, G. Januševičius, R. Krimer, sowohl auch Teilnehmer der Meisterkursen von Martino Tirimo, Natalia Lentas, Manfred Loydolt, G. Januševičius.
Als Pianist und Komponist absolviert er eine Fachschule für Musik im Jahr 2020 und setzt seine musikalische Bildung an der HfM Detmold fort. Seitdem hat er den Preis der "Deutschen Orchester Stiftung" gewonnen, auf den Bühnen des Festivals "250 piano pieces for Beethoven” by Susanne Kessel (BTHVN2020) und der Internationalen Einbecker Musikakademie vorgetragen. Neben dem pianistischen Engagement ist er mit eigenen Kompositionsprojekten und Benefizkonzerten beschäftigt.

Beginn: 18:15 Uhr
Ort: Kuppelsaal der HfM Detmold, Willi-Hofmann-Straße 5
Eintritt frei
Weitere Informationen unter https://www.muwi-detmold-paderborn.de/seminar/ringvorlesung