OPEN Edirom ist ein am KreativInstitut.OWL in Kooperation mit dem Zentrum Musik – Edition – Medien (ZenMEM) und der Akademie der Wissenschaften in Mainz durchgeführtes Modellprojekt. Entwickelt und erprobt wird ein stabiler und nachnutzbarer Workflow zur offenen Datenpublikation und -präsentation komplexer musikphilologischer Daten. Inhaltliche Grundlage für den proof of concept ist eine besonders umfangreiche und komplexe Materialüberlieferung aus dem Musiktheater, hier speziell dem Bereich der  Schauspielmusik des 19. Jahrhunderts: Musik zu Goethes Faust in der theaterpraktischen Einrichtung von Carl Seydelmann mit der zugehörigen Musik von Peter Joseph von Lindpaintner, uraufgeführt am Stuttgarter Hoftheater im März 1832. Es handelt sich um Datenmaterial einer historisch-kritischen Edition von 20 umfangreichen schauspielmusikalischen, teils symphonischen Musikwerken (insgesamt ~1.500 Takte, ~250 Partiturseiten) und einer historisch-kritischen Edition der Textadaption (3.047 literarische Verse) zuzüglich umfangreicher textkritischer Kommentierung (~2.000 Critical Notes), Metadaten (insbes. Quellenbeschreibungen), vollständigem Bilddatensatz der historischen Quellen mit feingranularer Annotation, die das Bildmaterial mit dem musikalischen und literarischen Inhalt verknüpft (‚Vertaktung‘; ‚Verversung‘), um so eine flexible Synchronnavigation des Materials und insbesondere der verschiedenen Quellen zu gewährleisten.

Ziel von OPEN Edirom ist es, im Sinne der übergeordneten transferbezogenen Projektziele des KreativInstitut.OWL, die digitale Editionstechnologie auch in die musikkulturelle Anwendung zu bringen im Rahmen von Aufführungen auf Basis des digitalen Materials und der Kodierungs- und Präsentationstechnologien. Damit verfolgen wir eine Neudefinition der Schnittstelle von Musik und Praxis in Bezug auf Musikeditionen, um neue Distributions- und Verwertungsmodelle zu erproben. Zudem leisten wir im Rahmen des Projektes grundlegende Arbeit an der Etablierung datenverarbeitender Workflowbestandteile im musikeditorischen Arbeitsprozess. Da diese in der Vergangenheit (u. a. durch den Zuschnitt auf projektspezifische Anforderungen) zumeist kaum über den Prototypenstatus hinaus entwickelt wurden, verfolgen wir das Ziel, stabile und nachnutzbare Workflows und Technologien zu etablieren und auf diese Weise einen sauberen Datensatz zu publizieren, der eine breite Nachnutzung durch Wissenschaft und Praxis erlaubt. Durch die exemplarische Arbeit an der Edition sollen die bisher bestehenden strukturellen Probleme in der doppelten Zielsetzung von historisch-kritischer Edition und praktischen Notenausgaben sowie der damit verbundenen Datenverarbeitung aufgezeigt und Lösungsansätze entwickelt werden.

Laufzeit: Juli 2023 bis August 2024

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